Die Deutsche Zöliakie Gesellschaft (DZG) warnt in einer aktuellen Pressemitteilung vor der Darstellung von glutenfreier Ernährung als bloßen Diät- und Modetrend. Hintergrund sind die in jüngster Zeit sich häufenden Presseartikel, in denen unter Anderem die vermehrte „Glutenfrei“-Kennzeichnung von Produkten als reine „Geldmacherei“ abgetan wird. Die DZG ist ein gemeinnütziger Verein, der als Solidargemeinschaft Zöliakie-Betroffene seit 40 Jahren im Umgang mit ihrer Erkrankung und bei der Umsetzung einer glutenfreien Ernährung im Alltag unterstützt.

Um der einseitigen Berichterstattung der vergangenen Monate entgegenzutreten, stellt der DZG Vorsitzende Dan Kühnau klar: „Speziell hergestellte glutenfreie Produkte dienen nicht der Gewichtsreduktion, sondern sind wichtiger Baustein in einer lebenslangen glutenfreien Ernährung.“ Die wachsende glutenfreie Produktpalette wäre zudem Indiz dafür, dass nun auch die großen Lebensmittelkonzerne zunehmend die Belange der Zöliakie-Betroffenen berücksichtigen würden.

Bei Kühnau selbst wurde bereits als Kleinkind Zöliakie diagnostiziert und er ernährt sich daher seit seinem ersten Lebensjahr strikt glutenfrei. In einem im Rahmen der „Free-From Food“-Lebensmittelmesse im März 2013 geführtem Interview gibt er freimütig zu, dass der unleugbare Trend zur glutenfreien Diät als Lifestyle für Zöliakie-Betroffene durchaus auch Vorteile in sich birgt. So würde die öffentliche Aufmerksamkeit für die Glutenproblematik insgesamt geschärft und mit der Zunahme von glutenfreien Produkten in den Supermarktregalen, die Preise für diese hoffentlich auch langfristig sinken. Gleichzeitig sieht er in seinem damaligen Interview auch, wo die Schattenseite des derzeitigen „glutenfrei“-Booms liegt – und zwar in der Relativierung einer ernsten mit vielen Entbehrungen und auch Leid verbundenen Erkrankung – eine Befürchtung, die sich durch die die mediale Berichterstattung in jüngster Zeit zum Thema „glutenfreie Ernährung“ bestätigt hat.

Im damaligen Interview hält er diesbezüglich fest: „Wir (die Zöliakie-Betroffenen) müssen eine strenge glutenfreie Diät 24/7 halten, und was darauf hindeutet, wir könnten wählen, wann wir glutenfrei essen, ist gefährlich verwirrend.“

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1 Kommentar

  1. Sabine Schaub

    Dass Zöliakie als spinnerte Modeerscheinung eingeordnet wird, ist für die Betroffenen genauso frustrierend und auch gesundheitlich gefährdent – wie die immer wieder gehörten Geschichten von „er hat aber nur eine leichte Zöliakie und muss es deshalb nicht so genau nehmen“ oder „er war jetzt bei einem Heilpraktiker und hat das jetzt nicht mehr. Er muss nur noch jeden 3. Tag glutenfrei essen“.

    Ja hurra – wie bleibt man hier höflich und doch aufklärend und wie erkläre ich dann meinem Sohn und seiner mitbetreuenden Umwelt, dass es einfach keine leichte Zöliakie gibt (wohl aber Betroffene, die auch mit wenig Darmzotten lange Zeit einigermaßen gut über die Runde kommen … das ist wie beim Rauchen: keiner weiß WER den Lungenkrebs bekommt und wer nicht).
    Ich bin froh dass es die DZG gibt und dass sie sich bemüht, diesen schlecht recherchierten Pressemeldungen Einhalt zu gebieten. Und uns mit den neuesten medizinischen Infos versorgt. Das stärkt einem schon ein wenig den Rücken – denn vom Leugnen oder Verharmlosen ist noch nichts auf dieser Welt verschwunden. Durch Aufklärung und Zivilcourage dagegen schon.

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