Die Gene sind wichtig, aber es werden auch noch andere Ursachen vermutet.

Zu 100% sind die Ursachen der Zöliakie noch nicht abschließend geklärt. Die Mehrheit der Forscher ist der Meinung, dass verschiedene Faktoren an der Entstehung einer Zöliakie beteiligt sind. Es muss eine erbliche Veranlagung vorhanden sein, aber auch Ernährung und Umwelteinflüsse können offenbar ein wichtiger Faktor sein.

Als Erkrankung des Magen-Darm-Trakts hat die Zöliakie sowohl Merkmale einer Autoimmunerkrankung als auch einer Allergie. Zöliakie führt zu Glutenunverträglichkeit, Betroffene müssen ein Leben lang eine strikt glutenfreie Diät einhalten.

Es gilt als gesichert, dass die Gene bei der Entstehung einer Zöliakie eine entscheidende Rolle spielen. Vor allem zwei Gene stehen im Verdacht, für die Entstehung einer Zöliakie verantwortlich zu sein. Rund 90 Prozent der Betroffenen besitzen das Gen HLA-DQ 2, welches für die Oberflächeneigenschaft einiger Zellen verantwortlich ist. Praktisch alle anderen Erkrankten haben ein Gen mit der Bezeichnung HLA-DQ8. Beide Gene sind auf Chromosom 6 zu finden.

Allerdings besitzen etwa 35 Prozent der Bevölkerung eines dieser beiden Gene und nur ca. 2 Prozent davon entwickeln auch eine Zöliakie. Daher kann ein Gentest nur als Ausschlussdiagnose dienen. Für eine sichere Feststellung einer Zöliakie-Erkrankung ist nach wie vor eine Dünndarmbiopsie notwendig.

Was ebenfalls für eine primär genetische Ursache spricht, ist, dass Verwandte von Zöliakie Patienten ein erhöhtes Erkrankungsrisiko besitzen. 10-15 Prozent der Zöliakie Patienten haben einen nahen Verwandten, der ebenfalls unter Zöliakie leidet. Der Anteil an Betroffenen liegt in der Gesamtbevölkerung nur bei etwa 0,4 Prozent.

Was sind weitere mögliche Ursachen einer Zöliakie?

Von einigen Forschern wird die Hypothese aufgestellt, dass Zöliakie einen bestimmten Trigger bzw. Auslöser benötigt. Dieser kann laut den Forschern eine bestimmte Ernährung, aber auch eine Erkrankung und großer emotionaler Stress sein. Zum Beispiel tritt Zöliakie gehäuft nach Schwangerschaften auf. Letztendlich bleibt die Auslöser-Theorie allerdings unbewiesen.

Auch der hohe Glutengehalt in unseren industriell hergestellten Nahrungsmitteln wird für Zöliakie verantwortlich gemacht. Hintergrund ist, dass nicht nur mehr Getreideprodukte als jemals zuvor gegessen werden, sondern auch, dass man den Weizen gezielt darauf züchtet, mehr Gluten zu enthalten. Für die Theorie der erworbenen Zöliakie aufgrund von Fehlernährung spricht unter anderem, dass laut einer amerikanischen Studie die Häufigkeit von Zöliakie Erkrankungen seit 1974 sich alle 15 Jahre verdoppelt hat.

Einige Wissenschaftler versuchen auch auf molekularer Ebene die Ursachen der Zöliakie zu erforschen. Sie haben herausgefunden, dass der körpereigene Botenstoff Interleukin-15 sowie die Retinsäure, ein Derivat des Vitamin A, möglicherweise für die Autoimmunreaktion im Körper verantwortlich ist. Bei Zöliakie Betroffenen wurde auch ein erhöhter Wert von Interleukin-15 im Darm festgestellt. Im Tierversuch konnte nachgewiesen werden, dass je nachdem, ob man Interleukin-15 blockierte oder nicht, die untersuchten Mäuse eine Zöliakie entwickelten oder gesund blieben. Die Retinsäure soll auch für die Entstehung von Zöliakie förderlich sein, was im Tierversuch bereits ebenfalls bestätigt wurde.

Allerdings sind diese Forschungsergebnisse schon etwas älter und die Entwicklung eines Medikaments gegen Zöliakie scheint immer noch nicht unmittelbar bevorzustehen. Es wird jedoch bereits seit Längerem an konkreten Wirkstoffen in klinischen Studien geforscht. Der entscheidende Durchbruch ist jedoch bisher offenbar noch nicht gelungen.

Welche Krankheiten treten häufig zusammen mit einer Zöliakie auf?

Bestimmte Krankheiten kommen bei Zöliakie Patienten leider weit häufiger vor als im Bevölkerungsdurchschnitt. Dazu gehören u. a.:

  • Typ 1 Diabetes
  • Genetische Erkrankungen (Down-Syndrom (Trisomie 21), Williams-Beuren-Syndrom, Ullrich-Turner-Syndrom)
  • Autoimmune Schilddrüsenerkrankungen (Morbus Basedow, Hashimoto-Thyreoiditis)
  • Bestimmte Hauterkrankungen (z. B. Dermatitits herpetiformis)
  • Entzündliche Formen des Haarausfalls (Alopecia areat)
  • Virusinfektionen (Reovirus)

Zöliakie hat verschiedene Gesichter

Zöliakie ist eine Erkrankung, welche viele verschiedene Gesichter besitzt, von denen noch nicht alle gut genug erforscht sind. So ist zum Beispiel nicht klar, warum einerseits bereits Säuglinge nach ihrem ersten Glutenkontakt Zöliakie entwickeln, andererseits Zöliakie aber auch häufig erst zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr auftritt – nach einer langen Zeit des Verzehrs von glutenhaltigen Lebensmitteln ohne Beschwerden. Auch die Symptome einer Zöliakie können sehr unterschiedlich ausfallen.  Bei vielen Betroffenen treten die typischen Symptome einer Magen-Darm-Erkrankung auf wie Magenschmerzen, Blähungen, Durchfall und Gewichtsverlust. Bei anderen Betroffenen äußert sich hingegen die Zöliakie nur indirekt etwa durch Osteoporose, Müdigkeit, Schwächegefühl, Unfruchtbarkeit und Gelenkschmerzen.

Fest steht, dass den Genen eine große Bedeutung bei der Krankheitsentstehung zukommt, aber auch andere Faktoren wie Infektionen und unsere moderne Ernährungsweise die Entwicklung einer Glutenunverträglichkeit / Zöliakie begünstigen können. Die komplexen Zusammenhänge, die zu der Entstehung einer Zöliakie führen, konnten bis heute noch nicht abschließend geklärt werden.

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