Bisher galt: Sicherheit, ob eine Zöliakie vorliegt, kann nur eine Dünndarmbiopsie gewährleisten. Jetzt hat ein internationales Team von Wissenschaftlern in der Fachzeitschrift „Gastroenterology“ im Rahmen einer Studie ein Verfahren vorgestellt, welche die mit der Gewebeentnahme verbundene Magenspiegelung (Gastroskopie) in vielen Fällen unnötig machen soll.

Nicht nur verspricht das in der Studie vorgestellte Verfahren Kosteneinsparungen im Gesundheitssystem, es wäre auch eine erhebliche Erleichterung für die Eltern betroffener Kinder und natürlich auch für die Kinder selbst. Denn gerade für kleine Kinder ist eine Magenspiegelung oft mit einigem Stress verbunden. Auch wenn es nur selten zu Komplikationen kommt, ist die Prozedur der Magenspiegelung immer eine Belastung und löst auch häufig Ängste aus. Zudem müssen die Kinder in der Regel einen ganzen Tag in der Klinik verbringen.

Initiiert wurde die internationale Studie, bei der sich 33 Kliniken aus 21 Ländern beteiligten, von Prof. Dr. Sibylle Koletzko, Leiterin der Kindergastroenterologie im Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU München. Das Ergebnis der Studie: In mehr als 50% der Fälle kann eine Zöliakie bei Kindern auch ohne Biopsie sicher diagnostiziert werden.

Ein Verzicht auf eine Gewebeprobe ist laut der Studie dann möglich, wenn neben typischen Zöliakie-Symptomen auch sehr hohe tTGA-IgA-Werte und Auto-Antikörper des Typs EMA-IgA im Blut festgestellt werden.

Sibylle Koletzko rät Eltern, die den Verdacht haben, dass ihr Kind unter Zöliakie leidet, grundsätzlich einen Kinderarzt oder Kinder-Gastroenterologen mit speziellem Fachwissen in Bezug auf Glutenunverträglichkeit aufzusuchen. Aufgrund der Komplexität der Untersuchung ist für eine sichere Zöliakie-Diagnose mit dem in der Studie vorgestellten Verfahren auch zusätzliche Expertise nötig.

Europaweit ist etwa ein Prozent der Kinder und Jugendlichen von Zöliakie betroffen, die häufig bereits im Kleinkindalter auftritt. Laut Sibylle Koletzko gehört Zöliakie zu den 10 am meisten übersehenen Krankheiten.

Hier der Link zur Studie: https://www.gastrojournal.org/article/S0016-5085(17)35736-0/pdf

Weitere Quellen:
https://medizin-aspekte.de/95130-zoeliakie-bei-kindern-zuverlaessige-diagnose-auch-ohne-belastende-magenspiegelung/
https://www.welt.de/gesundheit/article166460726/Gluten-Unvertraeglichkeit-bei-Kindern-schonend-nachweisbar.html

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1 Kommentar

  1. Kira Nonnenbaum

    Vielen Dank für diesen Artikel zu Zöliakie bei Kindern. Gut zu wissen, dass meist eine Gewebeprobe von einem Gastroenterologen genommen wird, um die Diagnose zu stellen. Ich werde mit meiner Tochter dafür mal in eine Fachpraxis für Gastroenterologie gehen.

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